Intelligent vernetzt

in: klassik heute , Josef Keller Verlag , 5/2000

Mozart und Salieri
Mozart und Salieri

In vielerlei Hinsicht ist sie eine Seltenheit, eine singuläre Erscheinung auf der deutschen und auch europäischen Kulturbühne - die Bayerische Kammeroper Veitshöchheim. 1982 von dem Idealisten und derzeitigen Intendanten, Dr. Blagoy Apostolov, gegründet, ist sie die einzige kommunale Einrichtung dieses Genres in Deutschland; Rechtsträger ist die 9000 Seelen zählende Gemeinde Veitshöchheim, deren Ansehen und Renommee die Kammeroper in Bayern und - durch einen internationalen Tourneebetrieb - weit darüber hinaus, in ganz Europa, fördert. Eine Seltenheit ist die Bayerische Kammeroper Veitshöchheim nicht zuletzt auch deshalb, weil hier der Intendant persönlich für seine Unternehmung haftet; Fehlbeträge werden nicht vom Rechtsträger, sondern vom Intendanten übernommen. Tragfähiges Reformmodell für die etablierten und ständig vom Rotstift bedrohten Opernhäuser oder unvorstellbares Schreckensszenario? Übrigens: mehr als 60% ihres Etats spielt die Kammeroper Veitshöchheim selbst ein - auch dies scheint für konventionelle Opernbetriebe kaum vorstellbar

Peter und der Wolf
Peter und der Wolf

Apostolov verstand es, auch andere für seine Idee zu begeistern. Die erste Produktion beispielsweise leitete der ehemalige GMD des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden und Königlicher Hofkapellmeister der Oper Stockholm, Siegfried Köhler. Pimpinone von Georg Philipp Telmann war der erste große Erfolg, die Regie führte damals Christoph Groszer, seines Zeichens Intendant des Staatstheaters Wiesbaden und später des Opernhauses Zürich. 250.000 Zuschauer sahen die Fernsehübertragung dieses Opernintermezzos in der Originalfassung. Darüber hinaus wurden vom Bayerischen Fernsehen fast alle Inszenierungen aufgezeichnet und in voller Länge ausgestrahlt.

 

Apropos: bereits 1987 bekam die Bayerische Kammeroper Veitshöchheim eine Tochter: Radio Opera. So ist die Bayerische Kammeroper das einzige Theater in ganz Deutschland, und wohl auch in ganz Europa, das ein eigenes Hörfunkstudio unterhält. Die Programme werden in der Intendanz der Bayerischen Kammeroper hergestellt und vom Intendanten moderiert. Schwerpunkte sind Kunst- und Kulturnachrichten, Künstler- und Theater-Portraits, Komponistenwürdigungen, Premierenberichte aus den Kulturmetropolen Europas, Besprechungen von Werken sowie Neuheiten auf dem Tonträgermarkt. Zu empfangen ist Radio Opera auf allen Kanälen von Radio Charivari in Mainfranken. Seit dem 1. August 1999 sendet Radio Opera auch im Großraum München: jeden Abend von 21 bis 22 Uhr sowie mittags von 11.55 bis 12.00 auf Digital Classix (Band LG, 1,463,232 MHz) im Rahmen des neuen Pilotprojekts DAB (Digital Audio Broadcast) und im Kabelnetz.

 

Für seine langjährige Tätigkeit auf dem Gebiet der Kunst und Kultur sowie für die Gründung und erfolgreiche Leitung der Bayerischen Kammeroper und Radio Opera wurde Dr. Blagoy Apostolov im Februar 1997 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Durch seine Ideen und sein Engagement ist der Intendant der Bayerischen Kammeroper Veitshöchheim eine Ausnahmeerscheinung, ein Unikat, von denen es leider viel zu wenige in der deutschen Kulturlandschaft gibt.

 

Autor: Josef Manhart

Der kleine Sender "Radio Opera" ist als Kulturgut eingestuft

in: wirtschaft in mainfranken , vmm wirtschaftsverlag , 5/2001

Dr. Blagoy Apostolov im Studio Schwanfeld
Dr. Blagoy Apostolov im Studio Schwanfeld

Klassische Klänge

Ein Fenster zur Welt der Oper öffnet sich abends nach 21 Uhr den Zuhörern des Senders "Charivari": Von Sonntag bis Donnerstag kann man auf der Frequenz des Regionalsenders den klassischen Klängen von "Radio Opera" lauschen.

Wenn allabendlich die Oper durch den Äther rauscht, dann ist das ein paar überzeugten Menschen zu verdanken, die 1987 mit der Entmonopolisierung der Frequenzen das Wagnis eingingen, einen klassischen Sender zu gründen. Während hinter "Klassikradio" die Bertelsmanngruppe als finanzielles Rückgrat steht und "Bayern 4 Klassik" mit einer Einschaltquote von nur vier Prozent staatliche Unterstützung erhält, ist "Radio Opera" eine Einrichtung der Bayerischen Kammeroper in Veitshöchheim.

Was auf den ersten Blick so klein scheint, ist bei genauem Hinsehen eine Ansammlung von Superlativen: Die Bayerische Kammeroper in Veitshöchheim ist die einzige kommunale Einrichtung dieser Art, und das in einer Gemeinde von noch nicht einmal 10.000 Einwohnern; dazu kommt, dass diese kulturelle Stätte das einzige Theater in der Bundesrepublik Deutschland ist, das einen eigenen Rundfunksender betreibt; dieser ist inzwischen als Kulturgut eingestuft und damit zu einer staatlichen Finanzierungshilfe berechtigt; im Februar 1997 wurde Dr. Blagoy Apostolov, Intendant der Bayerischen Kammeroper und Gestalter von Radio Opera, für seine künstlerische und organisatorische Arbeit im In- und Ausland von Bundespräsident Dr. Roman Herzog das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

 

 

All diese Höchstleistungen sind "Made in Mainfranken", da Radio Opera seinen bescheidenen Sitz in dem kleinen Ort Schwanfeld hat. Dort wirkt Intendant Apostolov Tag für Tag, arbeitet Ideen aus, befragt Interviewpartner, beantwortet Fragen der Zuhörer und schickt das Endprodukt dann quer durch den Äther. 3,5 Millionen Menschen können Radio Opera empfangen, das nicht nur über "Charivari", sondern seit 1999 auch über "Digital Classix" in München ausgestrahlt wird. Zur Mittagszeit gibt es auf beiden Sendern den Radio Opera Spiegel mit Programmankündigungen. Am Abend läuft dann das Kulturprogramm, das Blagoy Apostolov in Schwanfeld zusammengestellt hat.

Da gibt es Sparten wie "Vor der Premiere", "Premierenberichte", "Theater- und Künstlerporträts" und "Interviews". Unter dem Titel "Neues auf dem Tonträgermarkt" werden neue CDs vorgestellt, zu den Premierenberichten kommen Meinungen von über 70 Korrespondenten, die darüber informieren, was anderswo passiert. Große deutsche Bühnen, wie Hamburg, Stuttgart, Dresden, Leipzig und Berlin, gehören ebenso zum Programm wie London und Paris oder andere bedeutende Städte in Italien, Österreich, Belgien und der Schweiz.

Blagoy Apostolov entscheidet selbst, wie das Programm gestaltet wird, setzt Themenschwerpunkte, berichtet über Theatergeschichte, zeichnet Künstlerportäts oder setzt sich auch einmal für ein Theater in Not ein, wie derzeit für das Mainfrankentheater in Würzburg. Auch ein vielfältiges didaktisches Programm gehört für den Radiomacher dazu, denn für ihn ist es wichtig, immer wieder zu fragen: Was ist Klassik?

Antwort darauf gibt es von Sonntag bis Donnerstag ab 21 Uhr über die Frequenz von Radio Charivari oder jeden Abend ab 21 Uhr auf Digital Classix. Und zwar fast vollständig ohne Werbeunterbrechungen, denn "das ist eine heikle Sache," erläutert Apostolov. "Wir wollen frei bleiben, unser Niveau behalten, obwohl wir natürlich auf Sponsoren angewiesen sind. Doch wer uns unterstützt, wird auf eine andere Art, stilvoller sozusagen, von uns erwähnt."

 

 

Autor: Susanne de la Fuente

 

Keine Kunst ohne Risiko

in: Süddeutsche Zeitung, 23.09.2002

Radio Opera auf Sendung
Radio Opera auf Sendung

Blagoy Apostolov leitet die Bayerische Kammeroper Veitshöchheim und steht für deren Defizite gerade

Angesichts knapper Kassen werden einige Intendanten sicherlich von Albträumen geplagt. Einer könnte so aussehen: Zwielicht. Der Kulturreferent tritt ein. Er grinst. Dann liegt plötzlich ein Vertrag auf dem Tisch. Der Intendant soll bitteschön lesen. Vor allem die Klausel. Es steht geschrieben: „Am Ende des Jahres werden etwaige Fehlbeträge des Theaters direkt vom Konto des Intendanten abgebucht.“ Der Referent grinst immer heftiger. Er drückt dem Intendanten einen Füller in die Hand. Er sagt: „Unterschreib!“ Der Intendant sieht noch, wie er die Feder auf das Papier setzt. Dann wacht er auf.

 

Bei Blagoy Apostolov ist der Albtraum Realität. Mit einem wichtigen Unterschied. Er findet sie gut. Er ist mit dem Vertrag und der Situation äußerst zufrieden. Apostolov hat vor zwanzig Jahren selbst an eben diesem Vertrag mitgeschrieben. Und war einverstanden mit der Klausel, die da festlegt, dass er, der Intendant Blagoy Apostolov, selbst dafür haftet, wenn die Bayerische Kammeroper in Veitshöchheim rote Zahlen schreibt.

Einmal in zwanzig Jahren hat sich Apostolov tatsächlich verrechnet: Am Ende des Jahres fehlten schlappe 10.000 Mark in der Theaterkasse. Sie wurden vom Konto abgebucht...

Abbuchungsbefugt ist die unterfränkische 10 000-Einwohner-Gemeinde Veitshöchheim. Sie leistet sich, wie keine zweite Kommune dieser Größenordnung, eine Kammeroper. 33 000 Euro investiert der Ort vor den Toren Würzburgs jährlich in sein Tournee-Theater, weitere 45 000 Euro kommen vom Land Bayern. „Ich werde ständig gefragt: Warum eine Oper ausgerechnet in Veitshöchheim!“ sagt Apostolov. „Und ich habe mir angewöhnt, zurückzufragen: Warum ausgerechnet nicht in Veitshöchheim?“Der aus Bulgarien stammende Apostolov war am Würzburger Theater, als ihm die Idee von der Oper auf dem Dorfe kam. Damals sang er neben der jungen Waltraud Meier im großen Haus den Guglielmo, den Lord Ashton und den Barbier, nach ein paar Jahren aber hatte er keine Lust mehr auf die üblichen Regiemätzchen. Apostolov gründete sein eigenes Haus, inszeniert seitdem jedes Jahr eine neue Produktion und tourt durch Europa. 1997 überreicht ihm der damalige Bundespräsident Roman Herzog das Bundesverdienstkreuz.

Die Phonothek von Radio Opera zählt bereits über 12 000 CDs
Die Phonothek von Radio Opera zählt bereits über 12 000 CDs

Die Geschichte des Blagoy Apostolov geht indessen noch weiter: Fünf Jahre nach der Gründung der Bayerischen Kammeroper glaubt der Intendant, sein Haus soweit im Griff zu haben. Auf den Reisen der Kammeroper zwischen Stockholm, Lissabon und Mailand habe er „so viele Kontakte geknüpft, dass ich diese noch irgendwie anders nutzen wollte“.Apostolov gründet seine eigene Radiostation und nennt sie Radio Opera. Seit fünfzehn Jahren sendet diese fünf Mal in der Woche eine Stunde lang Premierenberichte, Künstlerporträts und Interviews aus ganz Europa. Sechzig freie Korrespondenten übermitteln Apostolov ihre Beiträge – die Moderation am Mikrophon übernimmt der Intendant persönlich. Aus Schwanfeld, Landkreis Schweinfurt, funkt Apostolov, direkt unter seinem Wohnzimmer. In bewegten Zeiten, wenn der Radiomann Apostolov am Platz sein muss, stehen in diesem Wohnzimmer die Mimen am Klavier und warten auf den Intendanten. Der macht unten gerade Sendung und verteilt anschließend oben die neue Partitur. Ein festes Ensemble hat der Intendant Apostolov naturgemäß nicht. Seine Sänger sucht er sich für jede Produktion neu zusammen, seine Spielorte auch. In Veitshöchheim soll er mal die Mehrzweckhalle, mal das Rathaus und mal den Schlossgarten bespielen. Die längere Zeit aber ist sein Theater unterwegs. Im vergangenen Juni war er mit „Dido und Aeneas“ von Henry Purcell in der Münchner Residenz, beide Aufführungen waren ausverkauft...

Bayerische Kammeroper Veitshöchheim 09384 88 14 90. Radio Opera ist in Mainfranken zu empfangen sonntags bis donnerstags zwischen 21 und 22 Uhr auf den Charivari-Frequenzen (auch im Internet www.charivari.fm) sowie im Großraum München auf Digital Classix (Digitalradio und im Kabelnetz).

 

 

Autor: Olaf Przybilla

Kammeroper Veitshöchheim: Ein Unikum wird 20 Jahre alt

in: "Main-Post" Würzburg, 9. November 2002

"Ein voller Bauch ist für Künstler vielleicht gar nicht so gut" sagt Blagoy Apostolov. Mit dieser Einstellung hält er nun seit 20 Jahren eine Einrichtung über Wasser, die durchaus ein Unikum ist in der Theaterlandschaft: die Bayerische Kammeroper Veitshöchheim.

 

Die Kammeroper ist ein Unternehmen ohne feste Spielstätte und ohne festes Ensemble. Dennoch hat Apostolov als Regisseur und Intendant jedes Jahr eine Opern-Produktion auf unterschiedlichste Bühnen gebracht: Sei es ein Saal im Maritim Hotel München oder Würzburg oder das berühmte Schloß Drottningholm. Träger ist die Gemeinde Veitshöchheim, die neben Landkreis Würzburg, Bezirk und Freistaat auch zuschießt - Apostolov haftet aber mit seinem Geld, wenn die Kammeroper rote Zahlen schreibt. "Manchmal, erzählt der gebürtige Bulgare, "hatten wir traurige Weihnachten."

 

"Doch bislang - erklärt der heute 62-Jährige nicht ohne Stolz - sei das Ganze Null-null ausgegangen". Und ein eigenes Theater zu führen, das ist ihm schon einiges an Mühe und Unsicherheit wert: Theater sieht der ausgebildete Sänger als persönliche Herausforderung, ein Zwölf-Stunden-Arbeitstag sei normal. Apostolov war von 1975 bis 1980 am Stadttheater Würzburg engagiert. Diese vergleichsweise sichere Stellung gab der promovierte Sprachwissenschaftler auf, um Theater nach seiner Vorstellungen machen zu können. Seitdem sucht er nach Stücken, die weniger bekannt sind. "Ich möchte dem Publikum sagen: Seht her, das gibt es auch." So brachte er in den zwei Dekaden Telemanns "Pimpinone" heraus, (das war die erste Inszenierung der Kammeroper), Händels "Acis und Galatea", Anfossis "Die Gärtnerin aus Liebe", Pergolesis "Der verhöhnte Eifersüchtige" oder Hasses "Der Handwerker als Edelmann" ("Ein Meisterwerk", lobt Apostolov).

 

 

Dabei versucht Apostolov in seinen Inszenierungen immer der Zeit gerecht zu werden, in der die Opern entstanden. Das bedeutet historisierende Kostüme und Kulissen, es gab auch schon Aufführungen mit - umgerüsteten - historischen Petroleumslampen als Bühnenbeleuchtung.

 

Gewaltsames Umsetzen in die Moderne ist Sache der Kammeroper also nicht. Was nicht heißt, dass Apostolov und der Musikalische Leiter der Kammeroper, Professor Siegfried Köhler, rückwärts gewandte Nostalgiker waren: Als Auftragswerke wurden die Opern "Zwerg Nase" des Würzburger Christian Kabitz und "Klein Zach" des Veitshöchheimer Toni Völker uraufgeführt.

 

Im nächsten Jahr geht Apostolov allerdings doch ein wenig in Richtung Mainstream. Dann steht unter dem Motto "Wien bleibt Wien" eine Zusammenstellung beliebter Operetten-Szenen auf dem Spielplan. Bei den Darstellern vertraut Blagoy Apostolov gerne auf den begabten Nachwuchs. Regina Klepper stand für die Bayerische Kammeroper ebenso auf der Bühne wie Eeike Wilm Schulte - beide haben inzwischen international Karriere gemacht.

 

Früher war die Kammeroper häufig mit Aufführungen in den Veitshöchheimer Mainfrankensälen vertreten. Das war zuletzt nicht mehr der Fall: Die Miete sei zu bteuer geworden, sagt Apostolov...

 

 

Ein weiteres Projekt von Blagoy Apostolov ist "Radio Opera". Seit 1987 ist man im Rundfunk auf Sendung. Zu empfangen sind die Beiträge über die regionale und überregionale Kunst- und Musikszene sonntags bis donnerstags uwischen 21 und 22 Uhr, sowohl über Antenne als auch über Kabel. Es gibt Premierenberichte aus Berlin ebenso wie aus Würzburg, Künstlerporträts, Hintergrundberichte - und natürlich Musik (etwa Vorstellungen neu erschienener CDs). Frequenzen und Infos: www.radio-opera.fm

 

 

Autor: Ralph Heringlehner

Kurz notiert...

in: "Concerto", Dezember 2002

 

Dido und Aeneas
Dido und Aeneas

Im Oktober 1982 fand mit Telemanns "Pimpinone" die erste Aufführung der Bayerischen Kammeroper Veitshöchheim statt. Seither hat die Kleine Bühne unter ihrem Intendanten Blagoy Apostolov mehr als zwanzig viel beachtete Produktionen herausgebracht, zuletzt in einer opulenten Jubiläums-Inszenierung Henry Purcells "Dido und Aeneas", die am 16. Juni im Max-Joseph-Saal der Münchner Residenz Premiere hatte. Nach der Aufführung im Rahmen eines Gala-Abends am 29. November in Würzburg wird die Produktion Anfang Dezember "en suite" im Comoedienhaus Wilhelmsbad in Hanau zu sehen sein. Es spielt das Neue Ensemble Leipzig auf historischen Instrumenten unter der Leitung von Gernot Oertel. Zusammen mit der Kammeroper feiert auch der ihm angeschlossene Privatsender ein stolzes Jubiläum: Seit 15 Jahren ist Apostolovs "Radio Opera" im bayerischen Kabelnetz (rund um Würzburg auch terrestrisch) zu empfangen. Information: www.radio-opera.fm

Fein bis ins Detail ausgefeilt...

in: "Hanauer Anzeiger", 4. Dezember 2002

Brigitte Tretter, Margaretha Westerlind, Yukiko Shimbo
Brigitte Tretter, Margaretha Westerlind, Yukiko Shimbo

Es sollen nach Intendant Dr. Blagoy Apostolov 100 Vorstellungen gewesen sein, die die Kammeroper im Comoedienhaus präsentierte. Sie hat damit einen Bekanntheitsgrad erreicht, der viele Zuschauer in das Theater lockt...

Dass gerade in diesen kleinen Opern, die vielleicht sogar Gelegenheitskompositionen waren, ein musikalischer Schatz verborgen sein kann, beweist Henry Purcells kleine Oper "Dido und Aeneas", die er 1689 für das Mädchenpensionat des Tanzmeisters Jossias Priest in London/Chelsea schrieb. Ganz dem damaligen Zeitgeist angemessen, basiert das Libretto von Nahum Tate auf einer Erzählung des römischen Dichters Virgil: Es geht um die Liebe der karthagischen Königin Dido zu dem aus Troja entkommenden Helden Aeneas, der vom Schicksal ausersehen war, ein neues Troja in Italien zu gründen. Die Liebe zu Dido soll ihn dabei keinesfalls hindern. Wir befinden uns, was das Geschehen anbelangt im antiken Sagenkreis, der im Zeitalter des Barock gepflegt wurde. Dadurch verbinden sich Antike und barockes Lebensgefühl in Handlung und Musik. So nahe wie möglich diesem Lebensgefühl zu sein, bestimmt die Regie Blagoy Apostolovs. Er versucht die Urfassung von Purcells "Dido und Aeneas" auf der Bühne zu spielen, besetzt auch die Männerrollen mit Damen, da ja die kleine Oper in einem Mädchenpensionat aufgeführt worden sein soll. Die Kostüme von Anke Behrens und Greti Apostolov haben alle einen barock-antiken Schnitt, und die Masken erinnern an antike Schicksalsgläubigkeit, denen der Mensch, hier besonders Aeneas, unterworfen ist.

Probenlandschaft zu "Dido und Aeneas"
Probenlandschaft zu "Dido und Aeneas"

Nikolai Fadenhechts Bühnenbild stellt einen begrenzten Raum dar, der spielerisch in Verbindung mit einer passenden Beleuchtung genutzt werden kann wie zum Beispiel beim Tanz der Hexen und dem Auftritt der Seeleute. Ein Bild im Hintergrund, das jeweils nach jeder Szene wechselt, zeigt an, wo die Handlung spielt.

Es sind vier Szenen, die in der dreiaktigen Oper benötigt werden: Der Palast zu Karthago, die Höhle, der Hain und schließlich die Schiffe... Noch zu erwähnen wäre die damalige Beleuchtung einer Bühne, angedeutet mit einer Lampenkette an der Rampe, die zu Barockzeiten mit Kerzen bestückt waren. Vor der Bühne spielt das "Neue Ensemble Leipzig" mit zwei Violinen, einer Viola, einem Violoncello und dem Kontrabass. Am Cembalo sitzt der musikalische Leiter Gernot Oertel, der von dieser Stelle aus die Oper dirigiert: Henry Purcells Musik wirkt unter seinem Dirigat plastisch, fein bis ins Detail ausgefeilt und arbeitet den Widerspruch zum und die Überstimmung mit dem Bühnengeschehen heraus, so dass die Sängerinnen sich von igr getragen fühlen.

 

Sechs Damen bestreiten als Solistinnen die Oper: Sie singen die chorischen Elemente der Oper, tanzen graziös im Palast der Königin, wirbeln als Hexen über die Bühne und ziehen an einem langen Seil das Schiff zum Ufer, damit Aeneas abreisen kann. In íhrer Verkleidung prägen sie das Bühnengeschehen, zeitlich exakt mit dem Orchester abgestimmt. Margaretha Westerlind singt und spielt die Dido, Königin von Karthago, die sich in einen Helden verliebt, von dem sie absolute Treue erwartet. Ihre Dido ist voller Würde, angemessener Zurückhaltung und gerade im Schmerz von einer glaubwürdigen Wärme. Ihr zur Seite Yukiko Shimbo als Didos Kammerfrau Belinda. Ihr glasklarer Koloratursopran steht im Gegensatz zu dem leicht dunkel eingefärbten Mezzosopran Didos.

Als Tenorpartie angelegt, der griechischer Held Aeneas, gesunden und gespielt von der Mezzosopranistin Brigitte Christine Tretter: Stimmlich und spielerisch überzeugt sie: Sicher im Auftreten als Held von Troja, pflichtbewusst, so dass er die Geliebte verlässt, um sich Italien zuzuwenden. In den Chargen spielen Wiebke Kretzschmar den Seemann, Josephine Pilars de Pilar die Zauberin und Merkur und Anne Schaab - die zweite Dame.

 

Henry Purcells "Dido und Aeneas" in der Darbietung der Bayerischen Kammeroper in der Urfassung des Komponisten könnte man als geschichtlich relevantes Ereignis für Hanau bezeichnen, wenn man bedenkt, dass das Comoedienhaus gerade für eine solche Aufführung von Cancrin 1781 gebaut worden war. Zu empfehlen sei das Programmheft, das einen Einblick in diese Produktion gibt. Lang anhaltender Beifall dankte den Sängerinnen und dem Orchester...

 

 

Autor: Karl Schweizer

Die Bayerische Kammeroper Veitshöchheim feiert ihr 25. Jubiläum

Ein Vierteljahrundert Kunstimperium Veitshöchheim

 

in: Radio Opera Würzburg, 10. Dezember 2006

Bastien und Bastienne: John Goldsworthy, Christofor Ionov
Bastien und Bastienne: John Goldsworthy, Christofor Ionov

Wie die Zeit schnell entflieht! ... Er verließ 1980 das Stadttheater Würzburg weil ihm alles zu eng war. Nicht nur Gesang und Darstellung interessierten ihn: Er wollte jede Ecke des Gebäudes inspizieren, wollte erfahren, wie die Bühnentechnik und die Beleuchtung funktionieren, wie die Uhr eines ganzen Theaterbetriebes tickt. Und er legte los ... So beginnt die erfolgreiche Story des in Sofia geborenen Blagoy Apostolov. In seiner Heimatstadt hatte er bereits Sprachwissenschaften studiert und seine Doktorarbeit in vergleichende Phonetik absolviert. Die Oper und das Theater faszinierten ihn noch als kleines Kind. Als Solist des Akademischen Chores Sofia, bereiste er Europa, dann vertiefte er seine Gesangsausbildung und gewann das Stipendium Aureliano Pertile, das ihm Studien am Conservatorio Benedetto Marcello in Venedig ermöglichte. Hier arbeitete er mit Toti Dal Monte, Mario Del Monaco, Carlo Polacco und wurde Preisträger beim Internationalen Gesangswettbewerb in Treviso. Ein Impressario bot ihm Verträge in Deutschland an, u.a. auch in Würzburg. Er wählte die Mainfrankenmetropole, die ihn mit ihrer bezaubernden Landschaft und dem guten Wein fesselte.

 

Nach fünf Jahren am Stadttheater Würzburg wo er fast alles Mögliche in seinem Fach als lyrischer Bariton sang (Doktor Malatesta in Don Pasquale, Boris Adzinidzinadze im Musical Can-Can, Papageno in der Zauberflöte, Lord Henry Ashton in Lucia di Lammermoor, Ottokar im Freischütz, Figaro im Barbier von Sevilla, Spalanzani in den Hoffmanns Erzählungen, Harlekin in Ariadne auf Naxos u.v.a.) ging Apostolov eigene Wege. Er gründete und leitete den Würzburger Opernkreis mit welchem er fast alle Opernhäuser der Welt besuchte und dabei Erfahrungen im künstlerischen und technischen Bereich sammelte.

 

Und dann, im Jahre 1982, kam die Sternstunde. Ein eigenes Theater auf die Beine stellen, klein aber fein, nicht belastet durch immense administrative Apparate, flexibel und vor allem auf die Musik orientiert, der Werkstreue verpflichtet, das war immer der Träum der unruhigen Seele Apostolovs.

 

Dr. Blagoy Apostolov war stets in Verbindung mit führenden Intendanten, Dirigenten, Kollegen. Eng arbeitete er zusammen mit dem ehemaligen Generalintendant der Bayerischen Staatstheater, Prof. August Everding. Beide erstellten eine Studie, die nachwies, daß mehr Besucher in die 240 deutsche Theater kommen als in die zwei Fußballbundesligen. Mit August Everding erarbeitete Apostolov die Pläne für sein Theaterchen. Und so entstand 1982 die Bayerische Kammeroper Veitshöchheim als Anstalt des Öffentlichen Rechtes und mit Rechtsträger die Gemeinde Veitshöchheim.

 

Vom Beginn an bekam die Bayerische Kammeroper Veitshöchheim eine breite Unterstützung von der öffentlichen Hand: Landkreis Würzburg, Bezirk Unterfranken, Freistaat Bayern.

 

„Warum denn gerade in Veitshöchheim?“ fragten manche Fragesteller. „Warum denn nicht in Veitshöchheim?“ antworteten Everding und Apostolov. Der einmalige Rokokogarten, die wunderbare Lage in Mainfranken, lieferten einen reichen Einzugsgebiet. So wurde Apostolov Intendant der bis heute noch einzigen kommunalen Bayerischen Kammeroper Veitshöchheim.

 

Gespielt wurden meistens Raritäten, Ausgrabungen. Die erste Inszenierung war die hübsche kleine Oper von Georg Philipp Telemann Pimpinone, unter der musikalischen Leitung von Prof. Siegfried Köhler, bis heute noch GMD der Kammeroper. Die Regie führte der ehemalige Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, Christoph Groszer. Die Produktion ging in den nächsten Jahren auf Tournee und absolvierte über 50 Gastspiele.

 

Einen großen Erfolg hatte auch Der Handwerker als Edelmann von Johann Adolph Hasse. Drei verschiedene Inszenierungen erlebte diese Oper, wurde mehrmals verfilmt und bereiste ganz Europa, von Norwegen und Schweden, wo sie u.a. zu Gast im Königlichen Schloß Drottningholm war, bis nach Belgien, Luxemburg und Italien.

 

Neben den historischen Werken, vergab Apostolov Aufträge auch zeitgenössischen Komponisten. Mit großem Erfolg wurden Zwerg Nase von Christian Kabitz nach dem bekannten Märchen von Wilhelm Hauff und Klein Zach von Toni Völker nach E.T.A. Hoffmann, uraufgeführt und gespielt. In seiner 25-jährigen Geschichte absolvierte die Bayerische Kammeroper Veitshöchheim über 600 Gastspiele in ganz Europa.

 

Eine enge Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Fernsehen brachte alle Inszenierungen der Kammeroper auf den kleinen Bildschirm. So wurde auch Veitshöchheim für die aktuelle Produktion „Fastnacht in Franken“ entdeckt, die alle Einschaltquoten in Bayern und im ganzen Bundesgebiet sprengt.

Les petits riens. Choreographie: Anneli Chasemore
Les petits riens. Choreographie: Anneli Chasemore

Im Jahre 1986 wurden die Rundfunk- und Fernsehrechte des Staates freigegeben. Apostolov erkannte sofort eine neue Marktlücke und gründete das Radio Opera. So wurde seine Bayerische Kammeroper Veitshöchheim auch das einzige Theater in der Bundesrepublik und weit darüber hinaus mit eigenem Rundfunksender. Radio Opera erklang 1987 zum ersten Mal auf den Wellen von Radio Charivari, wo es bis heute, Sonntag bis Donnerstag um 21 Uhr zu hören ist und Tausende von Musik- und Klassikfreunde begeistert. In den folgenden Jahren sprengte Radio Opera alle Grenzen und ist aktuell auch im Satelliten Astra digital in ganz Europa zu empfangen. Intendant Apostolov konzipiert und moderiert die Sendungen persönlich.

 

In Anerkennung der um Volk und Staat erworbenen besonderen Verdienste im Bereich der Kunst und der Kultur, wurde Dr. Blagoy Apostolov 1996 vom ehemaligen Bundespräsident Roman Herzog mit dem Verdienstkreuz am Bande geehrt.

 

Die Zeiten änderten sich im Laufe der Jahre. Den „fetten“ Jahren folgten die „mageren“. Die Subventionen für Kunst und Kultur wurden immer knapper, eine falsche Politik, die auch zu finanziellen und wirtschaftlichen Engpässen führt. Doch, wer versteht schon das? ... Die Preise für Sprit, Reisen, Übernachtungen verdreifachten sich. Nach der Einführung des Euros wurde das Leben noch teuerer. Leidtragend dabei wurde vor allem die Kunst.

 

Die erfolgreichen Gastspiele der Kammeroper wurden teuer, weil Intendant Apostolov die Qualität nicht aufgeben will. Die finanziell gepeinigten Städte und Kommunen konnten sich keine „Juwele“ mehr leisten und schielten in Richtung billiger Angebote aus dem Osten um im Bereich des Theaterwesens überleben zu können.

 

Apostolov drehte den Ruder nochmals kräftig um und gründete den Mozartsommer in der Orangerie der Würzburger Residenz. Im Jahre 2006 fand dieses neue Festival zum ersten Mal statt und lockte Klassik- und Musikfreunde aus ganz Europa. Zum 250. Geburtsjahr des Salzburger Meisters wurden die selten gespielten Ballette Les petits riens und Pantalon und Colombine sowie der Singspiel Bastien und Bastienne in 20 Vorstellungen mit großem Erfolg angeboten.

Pantalon und Colombine. Choreographie: Ivan Alboresi
Pantalon und Colombine. Choreographie: Ivan Alboresi

Das 25. Jubiläumsjahr bietet zahlreiche musikalische Leckerbissen.

 

Im Monat März 2007, spielt die Bayerische Kammeroper Veitshöchheim ein packendes Programm für Kinder: Die kleine Geige und ihre Freunde, Musik von Christoph Wünsch, eine Geschichte, bei welcher die kleine Geige auf Reise geht und dabei alle Musikinstrumente kennen lernt. Im zweiten Teil erfolgt dann Petja und der Wolf von Sergej Prokofieff. Es ist eine Koproduktion mit dem piccolo teatro espresso und dem Luisengarten in Würzburg wo auch alle Vorstellungen stattfinden. Die Premiere ist am 18. März 2007 um 11 Uhr.

 

In ihrem Jubiläumsjahr 2007, setzt die Bayerische Kammeroper Veitshöchheim ihren Erfolg mit dem Mozartsommer in der Orangerie fort. Vorgesehen im Spielplan sind Die Zauberflöte von W.A.Mozart unter der musikalischen Leitung von Wolfgang Kurz und mit seinem Würzburger Kammerorchester (Premiere am 15. Juni um 20 Uhr), Der Barbier von Sevilla tanzt auf Figaros Hochzeit von Gioacchino Rossini und W.A.Mozart in einer abendfüllenden Fassung als Oper mit Sängern und Figuren und als Koproduktion mit dem piccolo teatro espresso von Thomas Glasmeyer (Premiere am 16. Juni um 20 Uhr), sowie Konzert- und Theaterabende (Beginn alle um 20 Uhr) mit Anne Kox-Schindelin (Harfe) und Stefan Albers (Flöte) am 21. Juni, Mozart übt Don Giovanni, eine Schauspielcollage mit Musik von Gwendolyn von Ambesser am 28. Juni, das Operettenrevue Wien bleibt Wien mit Solisten der Bayerischen Kammeroper Veitshöchheim und dem Johann-Strauß-Orchester Leipzig am 5. Juli, Liebe und andere Katastrophen mit dem Bach-Chor Würzburg unter der Leitung von Christian Kabitz am 18. Juli und dem Streichquartette Nardini am 19. Juli. Der Mozartsommer 2007 findet von Mitte Juni bis Ende Juli statt.

 

Weitere Informationen bringt zeitig genug Radio Opera auf allen seiner Sender.

 

Schenken Sie kunstvoll zum Weihnachten: Ein Gutschein für die Veranstaltungen der Bayerischen Kammeroper Veitshöchheim im Luisengarten und in der Orangerie der Würzburger Residenz.

 

Bestellungen und Informationen im Rathaus Veitshöchheim, Frau Claudia Heller, Telefon 0931 9802 727 Buchungen sind auch im Internet möglich: www.bayerische-kammeroper.de

 

 

Autor: Jacques Beranger